Müllroser Schülerinnen und Schüler gedenken dem jüdischen Journalisten und Dichter Ludwig Lessen
© Timo Kinzel
Von links nach rechts: Doris Obschernitzki, Thomas Kühl, Landrat Frank Steffen, Mario Quast und Iliane Kemnitz gemeinsam mit Schülerinnen und Schülern bei der Gedenkveranstaltung für Ludwig Lessen
Am Donnerstag, den 3. April setzte Landrat Frank Steffen seine Gedenktour zum Ende des Zweiten Weltkriegs vor 80 Jahren durch den Landkreis Oder-Spree in Müllrose fort. Dort gedachte Steffen dem jüdischen Dichter Ludwig Lessen (Geburtsname Salomon), der sich in Müllrose 1943 das Leben nahm.
Die Veranstaltung fand an zwei Stolpersteinen statt, die bereits 2022 vor dem ehemaligen Wohnhaus des Ehepaars Lessen vom Künstler Gunter Demnig verlegt worden waren. Nachdem Müllroses Bürgermeister Thomas Kühl die Anwesenden begrüßte, berichtete die Verantwortliche des Heimatmuseums Müllrose, Romy Werner, den Teilnehmenden der Gedenkveranstaltung vom Leben und Schicksal Ludwig Lessens.
„Lessen war nicht nur Jude und ein engagierter Sozialdemokrat, sondern auch ein bekannter Journalist, Schriftsteller und Dichter. Mit der Machtübernahme durch die Nazis in Deutschland im Jahr 1933 wurde er mit einem Publikationsverbot belegt und verbrachte einige Zeit im Gefängnis in Müllrose. 1938 kam er in sogenannte Schutzhaft, diesmal nach Oranienburg. Das Leben als Entrechteter und als ‘Untermensch' Verhöhnter ertrug er danach noch fünf Jahre. Am 11. Februar 1943 nahm sich Ludwig Lessen in Müllrose das Leben. Seine Frau Selma überlebte die Nazizeit und verließ Müllrose nach 1945“, so Werner. Der Nachlass Lessens befindet sich heute im Archiv des Heimatmuseums Müllrose.
Als Höhepunkt der Gedenkveranstaltung rezitierten Schülerinnen und Schüler der Klasse 6a der Grund- und Oberschule Müllrose unter Anleitung ihrer Lehrerin Iliane Kemnitz vier Gedichte von Ludwig Lessen. In einer wechselvollen Inszenierung trugen sie die Gedanken Lessens aus den Jahren 1933 bis 1943 vor.
© Timo Kinzel
Von links nach rechts: Landrat Frank Steffen gedenkt gemeinsam mit Romy Werner, Thomas Kühl, Doris Obschernitzki und Schülerinnen und Schülern aus Müllrose dem Dichter Ludwig Lessen
Landrat Frank Steffen dankte den Schülerinnen und Schülern für ihren Beitrag: „Am Beispiel von Ludwig Lessen können wir erkennen, wohin eine unmenschliche Stigmatisierung auch im Kleinen, abseits von großen Konzentrationslagern, führen kann. Lessen wurde durch seine unaushaltbare Situation in den Selbstmord getrieben, woran die hier verlegten Stolpersteine erinnern. Und genau diese kleinen Gedenkorte, die an persönliche Schicksale in unserer Region während des Nationalsozialismus erinnern, sind mir in diesem Jahr besonders wichtig.“
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Zwei Stolpersteine in Müllrose erinnern an das jüdische Ehepaar Ludwig und Selma Lessen
Zum Ende der Gedenkveranstaltung legte der Landrat gemeinsam mit Bürgermeister Thomas Kühl und Mario Quast, Direktor des Amtes Schlaubetal, weiße Rosen auf die Stolpersteine für das Ehepaar Lessen nieder.
Datum: 4. April 2025