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Leitbilder aus dem Klimaschutzkonzept

Zur zielgerichteten Ableitung von Klimaschutz-Maßnahmen wurden im Rahmen der Konzepterstellung für das Klimaschutzkonzept im Landkreis Oder-Spree sieben Handlungsfelder lokalisiert, für die folgende Leitbilder gelten sollen.

Handlungsfeld 1: Klimaneutrale Kommunalverwaltung

Der Landkreis geht als Vorbild klimafreundlich voran! In der Verwaltung und bei kreispolitischen Entscheidungen spielt Klimaschutz eine zentrale Rolle. Die Entwicklung der kreiseigenen Liegenschaften wird durch energetische Sanierung, Erzeugung erneuerbarer Energien und hohen Standards beim Neubau geprägt sein. Ein behördliches Mobilitätsmanagement und der auf batteriebetriebenen Fahrzeugen basierende Fuhrpark fügen sich in diesen Prozess ein. Bei öffentlichen Beschaffungen und Vergaben gelten hohe Umwelt- und Klimastandards, sei es für die Energieversorgung, Büromaterial oder die Gebäudereinigung. Mitarbeitende werden zielgerichtet und fortlaufend geschult und kreisangehörige Gemeinden sowie Bürgerinnen und Bürger zu mehr Klimaschutz angeregt und Erfahrungen ausgetauscht.

Handlungsfeld 2: Bauen, Sanieren und Gebäudenutzung

Ein klimaneutraler Gebäudebestand wird über energieeffiziente und innovative Gebäude- und Anlagentechnik sowie durch die konsequente Nutzung erneuerbarer Energiequellen erreicht. Bei der Sanierung und dem Neubau werden ökologische und wo möglich lokale Baustoffe sowie recycelte Baustoffe verwendet. Hier werden Synergien zum Waldumbau genutzt. Ein späteres Recycling der verwendeten Baustoffe wird von Beginn an mitgedacht. Wo möglich wird die Renovierung von Bestandsbauten Neubauten vorgezogen. Bei Planung und Sanierung von Gebäuden werden sommerlicher Hitzeschutz und Starkregen ereignisse berücksichtigt. Die Möglichkeiten der Wassermehrfachnutzung, des Regenwassermanagements und der ökologischen Abwasseraufbereitung werden ausgeschöpft. Die Gestaltung der Außenanlagen unter ökologischen Gesichtspunkten ist ein fester Bestandteil. Für eine sozialverträgliche und bürgernahe Strom- und Wärmewende werden lokale Akteure eingebunden. Die Verwaltung motiviert und unterstützt private und gewerbliche Gebäudeeigentümerinnen und -eigentümer beim Ausbau erneuerbarer Energien sowie bei energetischen, klimaschonenden Bau- und Sanierungsvorhaben sowie Nutzerinnen und Nutzer beim Einsparen von Energie.

Handlungsfeld 3: Zukunftsfähiges Energiesystem

Eine klimaneutrale Energieversorgung im Landkreis Oder-Spree ist gesichert und die Potenziale der erneuerbaren Energieerzeugung werden vollumfänglich ausgeschöpft. Innovative Techniken werden angewandt und weiterentwickelt. Die Landkreisverwaltung unterstützt kreiszugehörige Kommunen mit Beratungen und Handreichungen zur Erzeugung erneuerbarer Energien und deren Speicherung. Nach Möglichkeit werden alle geeigneten Dachflächen öffentlicher Gebäude mit Photovoltaik ausgestattet, zum Beispiel Kommunalverwaltungen, Schulen, Sporthallen und weitere. Die Gründung eines kommunalen Eigenbetriebes zur Energiewirtschaft wird geprüft. Die Akteure (Kommunen, Betriebe und private Personen) werden durch Öffentlichkeitsarbeit zu Modellprojekten und guten regionalen Beispielen und damit eine veranschaulichte und greifbare Energiewende zum Handeln motiviert und befähigt.

Handlungsfeld 4: Wirtschaft

Kleine, mittelständische und große Unternehmen im Landkreis Oder-Spree nutzen Beratungsangebote, Netzwerkarbeit und Dialogprozesse, um auf ihrem Weg zur Klimaneutralität Fortschritte zu erreichen. Attraktive Bedingungen für den Nachwuchs im Handwerk sind vorhanden. Eine regelmäßige Wissensvermittlung über moderne, klimafreundliche Innovationen und Techniken und ein spezielles Qualifizierungsangebot für Handwerkerinnen und Handwerker ist etabliert. Bei der Erschließung und Entwicklung von Industrie- und Gewerbegebieten werden erneuerbare Energieerzeugung, -nutzung und -speicherung, betriebliche Mobilität und Aspekte der Klimawandelanpassung im Verbund angegangen. Dezentrale, regionale Wirtschaftsansiedlungen und Betriebe werden gestärkt und unterstützt. Die Sicherstellung der Wasserversorgung wird in die Planung und Vorbereitung von gewerblichen Ansiedlungen einbezogen. Der Fokus beim Gütertransport liegt auf der Schiene und den Wasserwegen. Die Ertüchtigung der Wasserwege, Hafenanlagen und Schleusen sind erforderlich. Erfahrungsaustausch und aktive Ansprache von interessierten Betrieben erfolgt bei Bedarf.

Handlungsfeld 5: Mobilität

Rad-, Fuß- und öffentlicher Personennahverkehr werden als klimafreundliche Alternativen zum motorisierten Individualverkehr gestärkt. Inter- und Multimodalitätslösungen werden gefördert, besonders im ländlichen Raum. Dabei richtet sich das Angebot des öffentlichen Personennahverkehrs nach den Bedarfen aller Zielgruppen -insbesondere mit Blick auf das Wochenende und Morgen- und Abendstunden. Zudem ist eine barrierefreie Nutzung gewährleistet. Die Fahrzeuge werden mit klimafreundlichen Antrieben betrieben. Es gibt neue Organisationsmodelle für den öffentlichen Personennahverkehr, alternative Angebote, autonome Zubringer oder ähnliches. Eine attraktiv ausgebaute Radinfrastruktur fördert den Radverkehr auch als Stadtumlandzubringer, gegebenenfalls stehen Radschnellwege zur Verfügung. Eine gestärkte Nahversorgungsinfrastruktur sowie vermehrte Möglichkeiten von Heim- und Co-Working-Arbeitsplätzen mindern den motorisierten Individualverkehr. Eine gut ausgebaute Ladeinfrastruktur sowie nutzerorientierte E-Car- und E-Bikesharing-Angebote machen die E-Mobilität flächendeckend attraktiv und tragen dazu bei, den Fahrzeugbestand insgesamt zu reduzieren.

Handlungsfeld 6: Klimabildung und Jugendbeteiligung

Klimaschutz ist eine große gesellschaftliche Herausforderung und braucht das Zutun aller. Über Klimaschutzbildung und Bewusstseinsförderung wurden wichtige und nachhaltige Ansätze für ein Umdenken und eine langfristige Verhaltensänderung in der Bevölkerung geschaffen. Altersübergreifende aber auch zielgruppenspezifische Bildungsangebote sprechen alle gesellschaftlichen Gruppen gleichermaßen an. Ein aktives Netzwerk aus Bildungseinrichtungen, Verwaltungen, Wissenschaft, privaten Initiativen sowie Jugend und Jugendarbeit ist etabliert und gewährleistet die Aktualität und Kontinuität der Bildungsangebote.

Handlungsfeld 7: Landwirtschaft und Ernährung

In der Landwirtschaft im Landkreis werden die vorhandenen Möglichkeiten zur Minderung der Treibhausgasemissionen genutzt (zum Beispiel Düngemanagement, schonende Bodenbearbeitung, Maschineneinsatz, ökologische Landwirtschaft). Über aktiven Bodenschutz, Bodenverbesserung und die Renaturierung von Mooren werden Potenziale der CO2-Fixierung soweit als möglich ausgeschöpft. Der Anbau ist an die Folgen des Klimawandels angepasst (Auswahl der Kulturen, Pflanz- und Anbautechniken). Die regional produzierten Lebensmittel tragen immer stärker zur Lebensmittelversorgung vor Ort, aber auch zur Versorgung des Stadtgebiets Berlin bei. Emissionsarme Verteilungs- und Vermarktungswege sind gestärkt und die Nachfrage ist in allen Bevölkerungsgruppen vorhanden. Eine Ernährungswende hin zu saisonaler, regionaler und vorzugsweise pflanzlicher Ernährung hat sich vollzogen. Der Wert regionaler Produkte wird in der Bevölkerung hochgeschätzt. Solidarische Landwirtschaft wird gefördert. Die Erzeugung erneuerbarer Energien (Erzeugungsanlagen, Energiepflanzen) geht nicht zulasten der Lebensmittelproduktion, sondern ist so kombiniert, dass für beide Handlungsfelder Vorteile entstehen (zum Beispiel Agri-Photovoltaik).

Weitere Informationen finden Sie unter: www.klimaschutz.de

  • Titel des Vorhabens: KSI: Klimaschutzmanagement Erstvorhaben – Erstellung eines integrierten Klimaschutzkonzeptes des Landkreises Oder-Spree für die eigenen Zuständigkeiten
  • Laufzeit: November 2020 bis November 2022
  • Förderkennzeichen: 67K12734
Förderhinweis des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz und der Nationalen Klimaschutzinitiative aufgrund eines Beschlusses des Deutschen Bundestages

Datum: 6. Juli 2022